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Testbericht Benpacker Hiking Trailer

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Auf der Suche nach einem unabhängigen Nutzungsbericht über den Benpacker Wanderanhänger bin ich 2015 auf keinerlei nützliche Informationen gestoßen, ausser die, die der Hersteller (Ben von der Firma Benpacker) selbst veröffentlicht hat. Diese Lücke möchte ich mit diesem unabhängigen Testbericht des Benpacker Wanderanhängers (nachfolgend lediglich Benpacker genannt) füllen um zukünftigen Interessenten eine weitere Meinung zur Verfügung stellen zu können.

Testumgebung

Ich habe den Benpacker persönlich in den Monaten Juli und August 2016 auf einer Strecke von über 800 Km Wüstenpiste auf dem bolivianischen Altiplano, in den Ausläufern der chilenischen Atacama Wüste und der Hochwüste der argentinischen “Puna de Atacama” im Alleingang genutzt. Bei der Strecke handelte es sich ausnahmslos um nicht-asphaltierte Pisten primär gemacht für geländegängige 4x4 Jeeps. Teilweise handelte es sich beim Gelände auch um selbstgewählte Offroadstrecken mit Geröll und feinem Sand als Untergrund. Zuletzt wurde der Benpacker auch auf einer Bahnlinie in den Ausläufern der Atacama Wüste genutzt.

Anmerkung: Ich habe den Benpacker mit eigenen Mitteln als normaler Kunde erworben. Alle untenstehenden Informationen repräsentieren daher meine persönliche Meinung.

Transport

Die Transportfrage des Trailers war von Anfang an ein wichtiger Aspekt für mich, da dies einen wesentlichen Einfluss auf die Flexibilität des Reisens hat. Spezialbehandlungen via Sperrgepäck auf Flugstrecken etc. wollte ich vermeiden.

Der Benpacker ist auf Grund des modularen Aufbaus ideal für das flexible Reisen geeignet. Dies bedeutet, dass die zwei Räder, die zwei Deichseln und die eigentliche Tragefläche als drei Teile separat verstaut werden können. Der Benpacker kann daher problemlos als Standardgepäck im Flieger aufgegeben werden und die entsprechende Ortliebtasche (Ortlieb Duffle 110L) eignet sich hier ideal als Packsack für den Benpacker selbst sowie für weitere Ausrüstungsgegenstände.

Dieses Vorgehen hat sich für mich auch bei weiten Bus bzw. Taxireisen in Südamerika und den USA bewährt. Die Ortliebtasche kann zusätzlich durch die weiten Trageschlaufen auch als Rucksack genutzt werden.

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Meinen eigentlichen Rucksack (ULA Epic) habe ich in solchen Fällen als Zweitrucksack vor dem Oberkörper getragen. Im Flugzeug und bei weiten Busreisen habe ich den Benpacker mit der restlichen Ausrüstung im Ortlieb Sack verpackt und anschliessend aufgegeben - der wasserdichte Packsack (Sea to Summit) des ULA diente als Handgepäck (ist vom ULA Gestell abnehmbar).

Ein weiterer spezieller Vorteil in der Kombination mit dem ULA Epic Rucksack ist die hervorragende Möglichkeit, die Ladefläche des Benpackers auf dem ULA zwischen Tragegestell und wasserdichten Sea to Summit Packsack verstauen zu können. Gerade bei längeren Märschen im Stadtgebiet hat sich diese Alternative als sehr bequem herausgestellt. Diesen Vorteil wird man bei traditionellen Rucksäcken allerdings nicht haben, da der Raum zwischen Packsack und Tragegestell nicht existiert.

Service

Hervorzuheben ist der exzellente Kundenservice, den der Hersteller, Ben, des Benpackers anbietet. Man merkt, dass er selbst sehr interessiert an der konstanten Fortentwicklung und Verbesserung des Benpackers ist.

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Ein Beispiel aus der Praxis: In Argentinien stellte ich nach einer unsachgemäßen Behandlung des Benpackers meinerseits eine fehlende Schraube im Achsenbereich fest. Diese konnte ich selbst nicht einfach ersetzen. Ich nahm Kontakt mit Ben auf und erhielt innerhalb von 24 Stunden eine kompetente Antwort und Lösung auf mein Problem. Gerade da ich mir vorstellen kann, dass der Benpacker oftmals in Szenarien eigensetzt wird, wo ein Schaden/Defekt am Benpacker zu komplizierten Situationen führen kann, ist es wichtig, schnell und problemlos mit dem Hersteller in Kontakt treten zu können. Dies war in meinem Fall absolut gegeben.

Gepäckverstauung

Zunächst ist zu sagen, dass die Verstauung des Gepäcks auf dem Benpacker sehr einfach zu handhaben ist. Es gibt generell zwei Möglichkeiten:

  • mit der Ortlieb Packtasche und
  • ohne Ortlieb Packtasche.

Ich habe lediglich Erfahrung mit Option a) und des Weiteren nur ausgewählte einzelne Ausrüstungsgegenstände außerhalb der Packtasche verstaut. Dies waren unter anderem ein Solarpanel (macht Sinn, da nicht funktional innerhalb einer Packtasche), meine Crocs (generell unkaputtbar) und das Fotostativ. Letzteres musste einfach und schnell griffbereit sein, weshalb es außerhalb der Packtasche verstaut wurde. Sämtliche weitere Gegenstände sowie Nahrung und Wasser wurden ausschließlich in der Packtasche bzw. im Rucksack verstaut. Vorteil dieses Verfahrens ist ganz klar der Schutz vor dem allgegenwärtigen Schmutz und Sand in Wüstengegenden.

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Des Weiteren ist anzumerken, dass die Ladefläche des Benpackers diverse absichtlich angebrachte “Löcher” bzw. Aussparungen besitzt, wo Spanngurte bzw. selbstentworfene Abspannungen angebracht werden können. Ich selbst konnte daraus keinen direkten Nutzen schlagen, da mir die Standard Abspannungen ausreichten, kann mir aber vorstellen, dass es für diverse Reisende mit unterschiedlichen Gepäckgrössen hilfreich sein könnte. Der Benpacker bietet in der Hinsicht also durchaus Flexibilität.

Die Standard Spanngurte sind auf den beiden Reifenseiten jeweils zweifach vorhanden und nochmals hinten in einfacher Ausführung. Generell war dies für mich ausreichend, allerdings wäre ein zusätzlicher Spanngurt vorne per Default nicht übertrieben gewesen (siehe Anmerkung bei Verbesserungsvorschläge).

Die Gurte haben bei mir nicht die komplette Reise überlebt und von 5 Gurten sind nur 3 im heilen Zustand wieder nach Hause gekommen. Die extreme Trockenheit und die tägliche Nutzung sind meiner Meinung nach die Ursachen dafür, dass sie irgendwann rissen bzw. die Plastikschnallen brachen.

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Beim Packen ist vor allem beim hinteren Spanngurt darauf zu achten, dass die Ortliebtasche nicht zu weit nach hinten rutscht, da er sonst beim Laufen relativ schnell am Boden schleifen wird. Das geht in der Regel böse für die Ortliebtasche aus. Dieser Spanngurt sollte also möglichst fest angezogen und regelmäßig kontrolliert werden.

Zusätzlich hat sich bei der Beladung von schwereren Mengen von Gepäck (z.B. Wasser), bewiesen, darauf zu achten, dass die schweren Gegenstände primär auf der Achse aufliegen. Auf längeren Strecken geradeaus ist es allerdings durchaus auch sinnvoll Gewicht auf die Deichseln zu legen, allerdings nur soviel dass ein Schlackern dieser unterbunden wird. Dies führt dazu, dass man die Hände frei hat beim Transport.

Anschnallsystem am Körper

Der Benpacker kommt mit einem Gürtel aus Schaumstoff, der als Ziehgürtel agiert. An diesem schnallt man die beiden Deichseln über das gleiche Klicksystem fest, das bereits für die Verstauung der Ladung auf dem Benpacker genutzt wurde.

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Die Deichselenden sind hierbei verstellbar was vor allem am Berg sehr hilfreich ist. Hilfreich ist bei den Deichseln auch das Anschnallsystem am Benpacker ohne Werkzeug. Es ist sehr fein durchdacht und in der Praxis absolut robust, wobei ich am Anfang meine Bedenken hatte, die sich allerdings als unbegründet herausstellten. Lediglich Spanner werden für das Fixieren der Deichseln benötigt, die bei mir alle 1-2 Wochen nachgezogen werden mussten (30 Sekunden maximal benötigt). Auch der Gurt kann in beliebige Größen eingestellt werden was vor allem bei verschiedenen Witterungsbedingungen und damit verbundenen unterschiedlichen Klamottenschichten sehr hilfreich ist. In all den Monaten hat der Gürtel bei mir niemals Schürfungen oder Ähnliches hinterlassen, allerdings merkt man den Druck auf den Hüften vermehrt bei steilen Anstiegen mit viel Gewicht auf dem Benpacker.

Generell hat sich bei mir eine Kombination aus Ziehen via Hüfte und Ziehen mit Hilfe der Arme bewiesen. Bei Letzterem sind speziell die oben genannten verstellbaren Deichseln hilfreich.

Sonstiges

Die Radschutzplatten sind ein Muss für jeden, der die gefüllten Ortliebtasche ohne Probleme auf dem Benpacker verstauen möchte. Vorsicht, diese werden nicht standardmäßig mitgeliefert sondern müssen gesondert bestellt werden. Bei diesen beiden Platten handelt es sich um relativ kleine Metallplatten, die auf der Ladefläche angebracht werden, um zu verhindern, dass die Ortliebtasche an den Felgen bzw. Rädern schleift (siehe Verbesserungsvorschläge).

Die Bremsen waren für mich von Anfang an keine nützliche Option und eher Spielerei. Sie sorgten eher immer wieder für kleinere Komplikationen so dass ich die Bremsschnüre relativ schnell demontierte. Die Räder schliffen vor allem auf den letzten 30% der Strecke immer wieder leicht an den Bremsscheiben, was nicht weiter schlimm war, allerdings zu weiterem Reibungswiderstand führte den ich durch Körperkraft ausgleichen musste (siehe Verbesserungsvorschläge).

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Positiv erwähnen sollte man noch die Wahl des Herstellers, Plastikspeichen im Gegensatz zu den beim Fahrrad üblichen Metallspeichen zu benutzen. Diese haben sich gerade in Streckenabschnitten mit tiefen Furchen bestens bewährt, da die Räder immer wieder an grösseren Steinen und Felsen vorbeischrammten. Metallspeichen wären hier eventuell in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Hartplastik-Speichen hatten damit kein Problem.

Verbesserungsvorschläge

Wie bereits oben erwähnt, wäre ein zusätzlicher einzelner Spanngurt an der Vorderseite zwischen den Deichseln durchaus hilfreich. Dadurch könnte man an der Vorderseite vor allem bei gefüllter Ortliebtasche für mehr Stabilität sorgen.

Des Weiteren wäre es für mich persönlich praktisch gewesen, wenn man die Bremsen in einem einfachen Verfahren komplett abnehmen könnte. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass dies einfacher gesagt ist als getan, vor allem ohne die Stabilität des Benpackers zu gefährden. Allerdings hatten diese für mich keinerlei Vorteile sondern eher Nachteile. Des Weiteren könnte man somit Gewicht einsparen.

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In Hinsicht auf die Radschutzplatten ist festzuhalten, dass diese derzeit durch einen 6-Kant-Schlüssel und einen weiteren Schraubenschlüssel festgezogen werden müssen. Das ist ärgerlich, da diese beiden Werkzeuge für das sonstige Setup des Trailers nicht benötigt werden. Und diese lediglich für das Anbringen der Radschutzplatten mitzuschleppen ist übertrieben. Es wäre daher wünschenswert, wenn die Radschutzplatten in einem einfachen Verfahren, möglichst ohne weiteres Werkzeug, an der Ladeplatte fixiert werden könnten.

Fazit

Die Tatsache, dass der Benpacker nach über 800 Km Wüstenpiste ohne größeren Schaden mit mir am Ziel angekommen ist, spricht meiner Meinung nach für sich. Der Benpacker hat daher meine Erwartungen übertroffen. Ich hatte eigentlich mit größeren Problemen gerechnet, auf Grund meiner eigenen Erfahrungen vergangener Touren, aber auch nachdem ich über die Wochen die Strapazen dieses Trips am eigenen Körper miterleben durfte. Ich habe Erfahrungen im Eigenbau von Wüstentrailern (Amateurbereich wohlgemerkt) und weiß daher über die Belastungen für solche Geräte generell Bescheid. Alle meine Selbstbauten der Vergangenheit existieren nicht mehr bzw. befinden sich in den Wüsten des Nahen Ostens, was nicht gerade für meine Ingenieurskompetenz spricht, aber ein Grund ist warum ich mir den Benpacker zulegte.

Ich spielte Anfangs noch mit der Anschaffung eines ein-rädrigen Trailers, wie z.B. dem Monowalker. Letztendlich bin ich aber mit der Wahl des zwei-rädrigen Benpackers sehr zufrieden.

Hervorzuheben ist auch die Kombination mit den Schwalbe Reifen. Ich habe auf dem kompletten Trip zwar eine Miniluftpumpe mit dabei gehabt, kann dies auch jedem nur empfehlen, musste diese aber dank der Schwalbe Reifen kein einziges Mal nutzen. Die Reifen haben eine super Performance abgegeben.

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Es bleibt also zu sagen, dass der Benpacker für mich gerade im Gewichtsbereich bis 25 Kg ideal war. Den Bereich 25-35 Kg hat er zwar ausgehalten und mitgemacht, allerdings merkte man hier dass der Trailer unter der Belastung zu kämpfen hatte (rausgesprungenes Kugellager bei Kilometer 700 ca. was ich allerdings wieder alleine einlegen konnte). In diesem Gewichtsbereich sind vor allem einseitige Belastungen z.B. in Streckenabschnitten mit tiefen Furchen oder viel Geröll sehr belastend für die einzelnen Seiten des Trailers.

Wichtig bei der Abwägung des richtigen Gefährts ist und bleibt allerdings immer der Untergrund. Der Benpacker ist ideal gemacht für harte 4x4 Wüstenpisten, kann aber auch Geröllfelder und schwierigeres Terrain auf kürzeren Distanzen meistern. Für lange Trips durch sandige Wüstenfelder wären vielleicht breitere Reifen hilfreich.

Wüstentrips stehen und fallen mit dem Terrain, daran hat sich in all den Jahren nichts geändert. Die Wahl des Trailers ist hierbei dann nur noch zweitrangig.

Video

Das folgende Video wurde 2018 gedreht:

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